Tschechoslowakische Legionen in Russland

Tschechische Vereinigung (Česká družina)

Basis der tschechoslowakischen Legionen in Russland war die Tschechische Vereinigung, welche in Kiew seit 12. 8. 1914 entstand, am Anfang vor allem aus den tschechischen Emigranten mit österreichisch-ungarischer Staatsangehörigkeit, welche an der Seite Russlands gegen Österreich-Ungarn kämpfen wollten.

Die Feuertaufe erlebte die Tschechische Vereinigung unweit Tarnow (jetzt in Polen) am 19. 11. 1914. Damit startete eine lange Reihe von erfolgreichen Nachrichten- und Propagandamaßnahmen einzelner Einheiten der Tschechischen Vereinigung im Rahmen der III. Russischen Armee an der Front in Galizien.

Am 1. 12. 1914 hatte die Tschechische Vereinigung 992 „alte Vereinsmitglieder“ einschließlich 16 Slowaken und dem russischen Führerkorps. Fortan traten Freiwillige – Gefangene aus der österreichisch-ungarischen Armee der Tschechischen Vereinigung bei.

Tschechoslowakische Brigade

Auf der Basis der Tschechischen Vereinigung wurde im Jahre 1916 die Tschechoslowakische Brigade organisiert, aber ihre Einheiten dienten nach wie vor zerstreut vor allem als Aufklärertruppen.

Zur Konzentration der Brigade kam es erst vor der Schlacht bei Zborov, wo sich am 2. 7. 1917 ihre 3 200 Angehörige durch einen vernichtenden Schlag auf österreichisch-ungarische und deutsche Stellungen auszeichneten. Im Gefecht fielen 197 tsch. Legionäre, an der anderen Seite wurden mehr als 3 000 feindliche Soldaten gefangengenommen. Wegen des Versagens russischer Truppen folgte dann der schwere Tarnopol-Rückzug.

Tschechoslowakisches Korps

Im Laufe des Jahres 1917 wurde die Brigade in Kiew auf eine Division erweitert und am Anfang Oktober entstand die zweite Division und nachfolgend das Tschechoslowakische Korps.

Im Zusammenhang mit dem in März 1918 zwischen der russischen bolschewistischen Regierung und den Zentralmächten unterzeichneten Frieden von Brest-Litovsk schloss Masaryk im Februar 1918 mit sowjetischen Repräsentanten ein Abkommen über den Transport des Tsch. Korps über Sibirien nach Frankreich ab. Die Abreise aus der Ukraine mussten sich aber die tsch. Legionen im März 1918 in der Schlacht bei Bachmač gegen deutsche Truppen erkämpfen.

Nach Vladivostok

Aber Trockij sabotierte das Abkommen und versuchte die Tsch. Legionen für die Rote Armee zu gewinnen. In diesem Zusammenhang kam es im Mai 1918 zu einem bewaffneten Zusammenstoß tsch. Legionäre mit Roten Garden, womit der offene Kampf der Legionäre gegen die Bolschewiken um den Transit tsch. Truppen über Sibirien startete.

Die tsch. Legionäre erkämpften eine Reihe von ruhmvollen Schlachten (z.B. bei Lipjag, Baikal, Mariinska) auf einigen Fronten (Wolga, Ural, Ussurijsk), besetzten eine Reihe wichtiger Städte (Samara, Kazan, Tscheljabinsk, Jekaterinburg, Krasnojarsk, Irkutsk, Charbin, Vladivostok), beherrschten die ganze Transsibirien-Magistrale und setzten ihren Transport in Richtung Osten fort.

Aufgrund eines Abkommens von Masaryk mit den Entente-Mächten kam es zu einer Änderung und die tsch. Legionäre sollten Vorhut der antideutschen und antibolschewistischen Front an der Wolga und am Ural werden. Leider verursachten die internen Streitigkeiten der russischen antibolschewistischen Kräfte und nicht erfüllte Versprechen der Verbündeten (Franzosen, Amerikaner und Briten), deren Truppen in die Kämpfe gegen die Bolschewiken effektiv nicht eingriffen schwere Verluste, Erschöpfung und Rückzug der tsch. Legionen.

Nach Hause

Im Februar 1919 entstand noch die dritte Division, aber Aufgabe des tsch. Korps war schon nur der Schutz der Magistrale und Sicherung der Durchfahrt.

Die Evakuation der sechzigtausend Mann starken Truppe in die Heimat fing allmählich an. Das letzte Schiff verließ Vladivostok im September 1920.

Mehr als viertausend gefallene Legionäre, deren Gräber ihren ruhmreichen Weg von Tarnow in Polen über die Slowakei, Ukraine, Rumänien, ganz Russland, China und Japan umsäumen kehrten nicht in die Tschechoslowakei zurück. Einige von ihnen starben noch auf dem Seetransport und ruhen am Grund des Indischen und Stillen Ozeans.

Tschechoslowakische Legionen in Frankreich

Im französischen Bayonne entstand am 23. 8. 1914 die 1. Kompanie „Nazdar“ des Bataillons C-2 des Marschregiments der Fremdenlegion vor allem aus Tschechen – Mitgliedern des Sokol-Turnvereins (Falke) und des sozialdemokratischen Vereins Rovnost (Gleichheit) in Paris. Zum erstenmal eingesetzt wurde die Kompanie an der französisch-deutschen Front im Raum Champagne am 23. 10. 1914 im Rahmen der marokkanischen Division. Die 250 Mann starke Kompanie zeichnete sich vor allem in der Schlacht bei Arras am 9. Mai 1915 aus, wo sie schwere Verluste (wenigstens 42 Soldaten fielen) erlitt.

Nach weiteren schweren Verlusten bei Arras am 16. Mai 1915 wurde das Bataillon C-2 aufgelöst, die Kompanie „Nazdar“ als tschechische Einheit hörte auf zu existieren, und die tschechischen Soldaten wurden zu verschiedenen Teilen der Fremdenlegion versetzt.

Mit Dekret des Präsidenten Poincaré vom 19. 12. 1917 wurde die Tschechoslowakische Schützenbrigade geschafft. Deren Regiment 21 wurde am 12. Januar 1918 in Cognac vor allem aus Tschechen organisiert, welche freiwillig in die serbische Gefangenschaft gingen und sich in die serbische Armee meldeten (im Herbst 1915 rückten sie in ihrem Rahmen nach Albanien zurück und von dort nach Italien und Frankreich), und aus tschechischen Angehörigen der Fremdenlegion. Wesentliche Erfolge erzielte sie vor allem in Kämpfen bei Terron.

Am 20. Mai wurde in Jarnac das Regiment 22 gebildet. Die Basis bildeten tsch. Freiwillige welche aus Russland kamen und Reserveeinheiten des Regiments 21. Das neu geformte Regiment kämpfte vorwiegend im Gebiet Vouziers. Beide Regimente wurden am 30. 6. 1918 in Darney vereidigt und übernahmen vom französischen Präsidenten die Truppenfahne.

Bis Kriegende wurden noch die Regimenter 23 und 24 vor allem aus amerikanischen Tschechen und Slowaken und anderen tsch. Angehörigen der Fremdenlegion geformt.

Während des Transports in die Tschechoslowakei im Januar 1919 war die Brigade 9 600 Mann stark. In den Kämpfen in Frankreich fielen 630 tsch. Legionäre. Auf unserem Territorium wurde die Brigade mit schweren Waffen ausgestattet und wurde die Division 5 und zeichnete sich vor allem in Kämpfen um das Teschener Land und in der Slowakei in der ersten Hälfte des Jahres 1919 aus.

Tschechoslowakische Legionen in Italien

Im Gefangenenlager Santa Maria Capua Venere bei Neapel wurde auf den Sokol-Idealen am 17. 1. 1917 das Tschechoslowakische Freiwilligen-Korps gegründet. Die italienische Regierung erlaubte aber keine Bildung von tsch. Kampftruppen und die Angehörigen des Korps wurden als Arbeitskraft eingesetzt. Erst nach der Niederlage der Italiener bei Caporetto im Oktober 1917 entstanden allmählich tsch. Aufklärungstruppen bei italienischen Einheiten.

Nach diplomatischen Bemühungen des R. M. Štefánik wurde das Formieren der selbständigen tsch. Truppen in Italien gebilligt. Bis Juni 1918 war die Division 6 mit 4 Regimentern geformt. Sie zeichnete sich in der Schlacht am Fluss Po am 21. 9. 1918 aus.

Von den 20 000 Personen des tsch. Korps fielen 255 Legionäre im Gefecht. Weitere 55 Mann wurden nach dem sie in die österreichisch-ungarische Gefangenschaft fielen hingerichtet.

Das Korps kehrte am Ende Dezember 1918 in die Heimat zurück und spielte im Frühjahr 1919 eine wesentliche Rolle bei der Befreiung der Slowakei von ungarischen Bolschewiken.

Vermächtnis der Legionen

Die tsch. Legionen entstanden vor allem als ein Mittel im Kampf für die Verselbstständigung der Tschechen und Slowaken aus der österreichisch-ungarischen Vorherrschaft. Diese Aufgabe wurde von den Legionen erfüllt und deren Kampfhandlungen wurden zum Hauptargument bei Verhandlungen Masaryk’s politischer Repräsentation über die tschechoslowakische Selbständigkeit.

Legionäre als Soldaten eines nicht existierenden Staats erkämpften zuletzt an der russischen, französischen und italienischen Front sein Entstehen und verteidigten erfolgreich zuallerletzt seine Existenz in Kämpfen im Teschener Land und in der Slowakei.

In der selbständigen Republik wurden die Legionäre zum Grundstein der Tschechoslowakischen Armee und gaben ihr eine Reihe von bedeutenden Generalen und Offizieren.

Der Jahrestag der Schlacht bei Zborov war als der Tag der Tschechoslowakischen Armee gefeiert. Heute ist der 30. Juni Tag der Tschechischen Armee, der Tag, an dem die Legionen in Darney im Jahre 1918 die Truppenfahne übernahmen.